Nachhaltigkeit von Smartphones | 8 entscheidende Tipps

Was bedeutet Nachhaltigkeit von Smartphones? Welche Rohstoffe werden verwendet und was muss sich zum Schutz der Ressourcen und der Umwelt in Zukunft ändern?

Nachhaltigkeit von Smartphones - 8 entscheidende Tipps
Grafik: eb

Nachhaltigkeit von Smartphones

Etwa 80 % der Menschen in Deutschland nutzten 2020 ein Handy – Tendenz noch immer leicht steigend (Quelle: Chip). Darüber hinaus liegen ca. 124 Millionen Altgeräte in den Haushalten herum. Weder das noch der Umgang mit den Rohstoffen, die kurze Lebensdauer der Geräte und die Entsorgungspraxis sind der Nachhaltigkeit von Smartphones besonders förderlich.

Einerseits liegt die Verantwortung für die Nachhaltigkeit von Smartphones bei den Politikern, die die entsprechenden gesetzliche Grundlagen schaffen müssen. Andererseits müssen aber auch Hersteller, Zulieferer, der Handel und die Nutzer ihren nicht gerade unwesentlichen Teil dazu beitragen.

Warum sind Smartphones ökologisch bedenklich?

Bezogen auf den ökologischen Fußabdruck spielt zunächst die Produktion eine maßgebliche Rolle. Sie allein ist für ca. 75 % der CO2-Emissionen eines Smartphones verantwortlich. Des Weiteren gehören die mobilen Geräte wohl zu den kurzlebigsten elektronischen Produkten und landen aus unterschiedlichen Gründen nach wenigen Jahren im Elektronikschrott. Schon eine längere Nutzung würde die Nachhaltigkeit von Smartphones steigern, indem dadurch die CO2-Emissionen um bis zu 31 % gesenkt werden könnten.

Außerdem sind für die Produktion die unterschiedlichsten Rohstoffe notwendig, die z. T. nur in begrenzter Menge vorhanden sind. Allein der Abbau belastet die Umweltbelastung erheblich und die Förderung erfolgt in einigen Fällen unter sehr fragwürdigen Bedingungen. Korruption, Ausbeutung der Minenarbeiter/innen und Kinderarbeit, um nur einige Stichworte zu nennen, sind noch immer keine Seltenheit.

Rohstoffe in Smartphones

Mit einem Anteil von 56 % stehen Kunststoffe an erster Stelle, gefolgt von Glas und Keramik mit 16 %. Abhängig von der Bauweise der einzelnen Modelle (Kunststoff-, Keramik- oder Glasgehäuse) können sich die prozentualen Anteile etwas verschieben. An dritter Stelle liegt Kupfer mit einem Anteil von 15 %. Des Weiteren sind vor allem folgende Materialien in Smartphones verbaut:

  • Aluminium und Eisen (jeweils 3 %)
  • Nickel (2 %)
  • Zinn, seltene Metalle und Erden (1 %)
  • sowie 3 % sonstige Elemente

Quelle: › Swisscom Magazin

Im Folgenden erläutere ich kurz die Herkunft, Verfügbarkeit und den Verwendungszweck der einzelnen Rohstoffe absteigend nach ihrem prozentualen Anteil. Darüber hinaus werden die mit ihrer Förderung verbundenen Umwelt- und soziale Probleme sowie die Möglichkeiten der Förderung der Nachhaltigkeit von Smartphones z. B. durch ein Recycling beschrieben.

Kupfer

Das Schwermetall Kupfer (Cu) ist in der Natur in reiner Form selten, als Kupfererz jedoch relativ häufig zu finden. Als relativ weiches, aber zähes Metall mit einer sehr guten Wärme- und Stromleitfähigkeit ist Kupfer auf den Leiterplatten verbaut.

Größte Vorkommen: Chile, USA, Russland, Sambia, Kanada und Peru.
Hauptförderländer: Chile, Indonesien und Australien.
Gewinnung: Sowohl Untertage als auch im Tagebau.

Umwelt: Der Abbau hinterlässt er einerseits große Löcher in der Landschaft, andererseits aber auch hohe Abraumhalden. Außerdem ist der Wasserverbrauch enorm. Zusätzlich entstehen bei der Verhüttung giftige Schwefeldioxide, die die Wasser- und Luftqualität beeinträchtigen. Durch die Verwehung von kontaminiertem Staub ist das Land im Umkreis von mehreren Kilometern um die Minen eigentlich unbewohnbar.

Arbeitsbedingungen: Vor allem in Ländern wie Chile, Sambia oder Peru übernehmen die Minenbetreiber wenig soziale Verantwortung für ihre Arbeiter.

Es ist sehr gut wiederverwertbar, da es selbst bei mehrmaligem Recycling keine Qualitätsverluste zeigt. Somit könnte sich dies, zusammen mit der beim Recycling eingesparten Energie, positiv auf die Nachhaltigkeit von Smartphones auswirken.

Aluminium

Das zur Bor-Gruppe (ehemals Erdmetalle) gehörende Aluminium (Al), ist das dritthäufigste Element und häufigste Metall in der Erdkruste. Insofern liegt das Problem bei Aluminium nicht in der Verfügbarkeit, sondern in der Produktion. Hierfür wird Bauxit (ein Gestein) benötigt.

Hauptförderländer von Bauxit: Australien, Brasilien, Guinea, Jamaika, Indien, China und Russland.
Geringere Vorkommen: Ungarn, Türkei und Frankreich .
Verfügbarkeit: Voraussichtlich dürfte der Bedarf noch für ca. 200 Jahre gedeckt sein.

Umwelt: Ökologisch gesehen sind sowohl das Aluminium selbst als auch Bauxit problematisch. Einerseits ist die Produktion von Aluminium nur unter hohem Einsatz elektrischer Energie möglich. Andererseits fallen pro Tonne Aluminium ca. 1,5 Tonnen giftiger Rotschlamm an und der Flächenverbrauch für den Abbau von Bauxit ist relativ groß. Um die Umweltschäden durch den Bauxit-Abbau etwas zu verringern, werden z. T. die für den Tagebau abgeräumten oberen Bodenschichten zwischengelagert und später zur Rekultivierung verwendet.

Verwendung: Aluminium ist ein Bestandteil des Displays der Smartphones. Außerdem dient es zur Abschirmung der elektronischen Bauteile und auch das Gehäuse einiger Geräte besteht ganz oder teilweise aus diesem Metall.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Smartphones ist der Aluminium-Anteil relativ gut wiederverwertbar, sofern er streng von anderen Materialien getrennt und gereinigt ist.

Eisen

Beim Zusammenbau der einzelnen Bauteile finden Schrauben aus Eisen (Fe) Verwendung.

Hauptförderländer: China, Japan, Russland, den USA und Brasilien.
Gewinnung: Vor allem in Brasilien, Australien und China wird es im Tagebau gewonnen.

Umwelt: Neben dem enormen Flächenverbrauch belasten die Abwässer und Schlämme die Umwelt. Darüber hinaus führt der hohe Wasserbrauch zur Austrocknung von Flüssen und zur Absenkung des Grundwasserspiegels. Dies sowie die Schadstoffbelastung des Grundwassers hat wiederum direkte Auswirkungen auf die Menschen, die in diesen Regionen wohnen und arbeiten. Hinzu kommt, dass das Erz selten vor Ort weiterverarbeitet wird, sondern lange Transportwege über Land und per Schiff zu den Hütten notwendig sind.

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit von Smartphones hat Eisen den Vorteil, dass es sehr gut wiederverwertbar ist, da es mittels Magnetabscheider leicht von anderen Metallen und Bestandteilen zu trennen ist. Durch das Recycling kann der Energieverbrauch im Vergleich zum Rohprodukt um ca. 70 % gesenkt werden. Ein weiterer Pluspunkt für die Nachhaltigkeit von Smartphones ist, dass durch das Recycling die Einfuhr von Rohstoffen aus Staaten, die weder angemessene Arbeitsbedingungen schaffen noch Rücksicht auf die Umwelt nehmen, verringert wird.

Nickel

Nickel (Ni) ist ein Bestandteil der Gehäuse von Smartphones. Das Metall ist, wenn auch in geringer Konzentration, relativ weit verbreitet.

Größte Vorkommen: Kanada, Neukaledonien, Russland und Kuba.
Hauptförderländer: Kanada, Neukaledonien, Russland und Indonesien.
Gewinnung: Sowohl über- als auch untertage.

Umwelt: Der Flächenanspruch ist sehr groß. Zwar werden diese an den meisten Standorten renaturiert bzw. rekultiviert und somit die Belastung der Umwelt etwas verringert. Dennoch werden die Stäube sowie die riesigen Schlammteiche in manchen Abbaugebieten auch in Zukunft ein Problem bleiben.

Die › Recycling-Rate von Nickel lag 2010 bei ca. 68 %, wobei es sowohl in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt als auch in anderer Form wiederverwertet werden kann. Obwohl immer noch ca. 17 % u. a. aufgrund der fehlenden Rücknahme elektronischer Produkte durch Hersteller oder Händler im Müll landen, ist es dennoch ein bedeutender Faktor für die zukünftige Nachhaltigkeit von Smartphones.

Zinn und Indium

Das sehr weiche Schwermetall Zinn (Sn) findet auf den Leiterplatten (Platinen) zur Verbindung einzelner Bauteile Verwendung (Löt-Zinn).

Hauptförderländer: China, Peru, Bolivien, Brasilien, Indonesien und Russland.
Gewinnung: On- und Off-Shore.
Verfügbarkeit: Die vorhandenen Lagerstätten dürften in etwa 35 Jahren erschöpft sein.

Umwelt: Da der › Abbau von Zinn z. B. in Indonesien sowohl On- als auch Off-Shore betrieben wird, beeinträchtigen der hohe Flächenverbrauch und/oder die Gewässerbelastung die Umwelt am meisten. Außerdem führen die Abholzung der Wälder, Aufbereitungsrückstände sowie fehlende Renaturierungsmaßnahmen zu einer dauerhaften Minderung der Bodenqualität.

Zinn kann nach einer Aufbereitung in Sekundärschmelzbetrieben recycelt werden.

Das seltene Metall Indium (In) ist ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Zink und Blei. Da Indium-Zinn-Oxid nicht nur sehr leitfähig, sondern auch durchsichtig ist, kommt es in Smartphone-Displays / Touchscreens um Einsatz.

Hauptförderländer: Russland und China.

Obwohl die derzeitigen Vorräte begrenzt sind und die Nutzung noch nicht erschlossener Ressourcen sehr teuer und aufwändig ist, wird bisher kaum Indium recycelt. Lediglich bei Neuschrott gibt es in Japan, China und der Republik Korea eine nennenswerte Wiederverwertung. Um die Nachhaltigkeit von Smartphones zu verbessern, müsste folglich mehr in dieser Richtung getan werden.

Yttrium und Dysprosium

Yttrium (Y), das im Display verwendet wird, ist ein Übergangsmetall und zählt zu den Seltenen Erden. Es kommt immer in Verbindung mit anderen Seltenerdmetallen vor, kann aber auch in Uranerzen enthalten sein. Ähnlich wie Zinn kommen die Seltenen Erden nicht unbedingt selten vor, sondern ihre Konzentration ist verhältnismäßig gering.

Hauptfördergebiet: Tonerde-Lagerstätten in Süd-China.

Umwelt: Für die Gewinnung der Seltenen Erden ist der Landverbrauch enorm, wobei das Verhältnis von gewonnenem Metall zu den dafür bewegten Erdmassen noch ungünstiger ist als bei Kupfer, Aluminium oder Eisen. Außerdem ist der Energieverbrauch hoch und der Einsatz von großen Mengen an Chemikalien hat giftige Abfälle und Schlämme sowie eine Verseuchung des Wassers zur Folge. Verschärfend kommt hinzu, dass u. U. ebenfalls freiwerdende radioaktive Elemente ins Grundwasser und in die Luft gelangen können.

Neben der Umweltbelastung durch den Abbau ist auch die wirtschaftliche Abhängigkeit von China von Bedeutung. Nicht nur um dem entgegen zu wirken, sondern auch um die Nachhaltigkeit von Smartphones zu fördern, muss das Recycling voran getrieben werden. Zwar sind › recycelte Seltene Erden noch teurer als das Rohmaterial, jedoch ist das Recycling weniger aufwändig als der Abbau der Rohstoffe, da die Trennung von den nicht benötigten, giftigen Elementen entfällt.

Ebenfalls im Display findet das Schwermetall Dysprosium (Dy), dass gleichfalls zu den Seltenen Erden zählt, Verwendung. Da es ein Nebenprodukt bei der Gewinnung von Yttrium ist, gelten die oben gemachten Aussagen zu den ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie zur Nachhaltigkeit von Smartphones durch die Wiederverwertung auch für Dysprosium.

Gallium

Das relativ teure Metall Gallium (Ga) kommt in der Natur immer in Verbindung mit anderen Elementen vor. Beispielsweise wird es dem Bauxit (s. o.) bei der Aluminiumherstellung entzogen. Galliumnitrit dient der Produktion blauer Leuchtdioden und aus Galliumoxid können stark lichtbrechende Kristallmaterialien hergestellt werden. Dementsprechend ist es sowohl im Display als auch in der Kamera zu finden.

Weder für den Produktionsprozess noch für die Entsorgung gibt es genauere Angaben zur Umweltgefährdung. Obwohl eine Wiederverwertung der in den Geräten vorhandenen geringen Mengen nicht wirtschaftlich ist, ist ein Recyclingprozess bei der Herstellung durchaus sinnvoll. Um die Nachhaltigkeit von Smartphones zu steigern, sollte folglich die Lebensdauer der Geräte verlängert und dadurch der Elektronikschrott als solcher verringert werden.

Gold und Silber

Gold (Au) ist weltweit zu finden. Etwa 2,4 mg des Edelmetalls stecken in den Akkus der Smartphones.

Hauptförderländer: Südafrika, USA, Australien, Russland, Peru und China.
Verfügbarkeit: Wie lange die Goldvorkommen noch reichen ist nicht bekannt, jedoch wird der Abbau zunehmend aufwendiger.

Umwelt: Neben der Zerstörung der Landschaft durch die z. T. riesigen Goldminen, spielen vor allem die im Goldbergbau eingesetzten hochgiftigen Chemikalien ein Rolle. Arsen, Quecksilber und Zyanid sowie das häufig zusammen mit dem Gold gefundene Uran verseuchen Luft, Gewässer und Böden.

Arbeitsbedingungen: In vielen Ländern geht der Goldabbau mit Korruption, Kinder- und Zwangsarbeit, Ausbeutung sowie einem ungenügenden Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitskräfte einher.

Da sich Gold auch aus elektronischen Geräten sehr gut wiederverwerten lässt, könnte der Bedarf aus Minen wesentlich verringert werden. Darüber hinaus müssten sich die Smartphone-Hersteller verstärkt für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Verringerung des Einsatzes giftiger Chemikalien einsetzen, um die Nachhaltigkeit von Smartphones zu fördern.

Die oben beschriebenen Auswirkungen der Goldgewinnung gelten weitgehend auch für den Abbau des Edelmetalls Silber (Ag), das überwiegend aus Erzbergwerken kommt. Da Silber die höchste Leitfähigkeit aller Metalle besitzt, wird es auf den Leiterplatten eingesetzt.

Hauptförderländer: Mexiko, Peru und Australien.
Gewinnung: Erzbergwerke
Verfügbarkeit: Die Silbervorkommen werden voraussichtlich in 30 Jahren › moneygold.de – Silberförderung erschöpft sein.

Obwohl es ohne Qualitätsverlust recycelbar ist, sinkt die Recycling-Rate leicht ab. Zwar ist die Wiedergewinnung von den Leiterplatten elektronischer Geräte relativ aufwendig, dürfte langfristig aber nicht nur im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Smartphones notwendig sein.

Kobalt

Das seltene Übergangsmetall Kobalt (Co) kommt meistens in Verbindung mit Nickel, Silber, Kupfer, Eisen oder Uran vor. Als Lithium-Kobalt-Oxid wird es für Handy-Akkus benötigt.

Hauptförderländer: Zu 60 % Republik Kongo, geringere Mengen u. a. auch in Sambia, Australien, Kanada und Russland.

Umwelt: Folgen des Kobaltabbaus sind neben der Zerstörung der Landschaft und der Kontamination der Böden, Flüsse und der Luft, die riesigen Schlackehügel aus Abraum und Aufbereitungsabfällen, die immer noch einen relativ hohen Kobaltgehalt aufweisen. In der Regel unterbleibt bislang eine Rekultivierung der aufgelassenen Flächen.

Arbeitsbedingungen: Vor allem die Arbeitsbedingungen in den Kobaltminen der Republik Kongo sind sehr problematisch. Trotz weltweiter Proteste werden dort noch immer Kinder und Frauen z. T. mit Waffengewalt oder Androhung anderer Repressalien zur Arbeit ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen und Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit gezwungen. Demzufolge tragen die Minenarbeiter/innen durch die schadstoffhaltigen Stäube und teilweise radioaktive Belastung dauerhafte Gesundheitsschäden davon, verunglücken häufig und erhalten nur Minimallöhne, die nicht zum Lebensunterhalt reichen.

Zwar wird auch in absehbarer Zukunft der steigende Kobalt-Bedarf überwiegend durch den Bergbau gedeckt werden, aber es gibt inzwischen auch Bemühungen, die Recycling-Rate zu erhöhen. Zum einen betrifft das die Verwertung der in den Schlackehalden enthaltenen Rohstoffe, zum anderen die Rückgewinnung des Kobalts aus den Batterien. Zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Smartphones bedarf es jedoch nicht nur eines vermehrten Recyclings, sondern auch eines stärkeren politischen Drucks zur Verringerung der Umweltschäden und Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Tantal

Die oben beschriebene Gefährdung der Umwelt sowie die schlechten Arbeitsbedingungen gelten in einigen Abbaugebieten auch für das Übergangsmetall Tantal (Ta). Dieses wird zur Herstellung sehr kleiner Kondensatoren mit hoher Kapazität benötigt, die auf den Leiterplatten mobiler Geräte verbaut sind.

Hauptförderländer: Australien und Brasilien.
Gewinnung: Erzbergwerke.

Zwar stammen ca. 25 % bis 30 % aus der Wiederverwertung, aber für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit von Smartphones wäre eine Erhöhung des Anteils erstrebenswert.

Palladium

Palladium (Pd) ist ein Übergangsmetall aus der Platingruppe und sorgt als Palladium-Kupfer-Legierung für die elektrischen Kontakte auf den Leiterplatten.

Hauptförderland: Russland.
Gewinnung aus Nickel- und Kupfererzen (s. o.)

Eine Wiedergewinnung von Palladium aus Elektronikschrott findet noch sehr selten statt und trägt somit wenig zur Nachhaltigkeit von Smartphones bei.

Lithium

Ebenfalls in den Akkus wird das Alkalimetall Lithium (Li) verwendet. Hauptsächlich stammt es aus Lithiumsalzen, die als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Kaliumcarbonat und Borax (Natriumborat) entstehen.

Hauptvorkommen: Die größten Lithium-Reserven befinden sich in Chile.
Hauptförderländer: Australien gefolgt von Chile, China und Argentinien.
Gewinnung: Während es in Australien aus dem Erzbergbau kommt, wird es in den südamerikanischen Wüsten durch Verdunstung von Lithiumhaltigem Salzwasser gewonnen.

Umwelt: Bei der Verdunstungs-Methode kann sich einerseits Salzwasser mit Trinkwasser vermischen, andererseits versalzen die aufgewirbelten Stäube das in dieser Region sowieso schon knappe Trinkwasser. Um unter anderem der Abhängigkeit vom Ausland zu entgehen, gibt es Pläne, Lithium auch in Europa abzubauen. Jedoch stößt dieser › Lithiumabbau in den potentiell betroffenen Gebieten aufgrund der Belastung der Umwelt auf massive Proteste.

Da keine Systeme zur Sammlung von Lithium-Akkus existieren, was im Sinne der Nachhaltigkeit von Smartphones wichtig wäre, findet bisher keine Wiederverwertung statt. Durch Verbrennen der Akkus könnten Kobalt, Kupfer und Nickel wiedergewonnen werden, aber kein Lithium. Weil es leicht entzündlich ist und bei Kontakt mit Sauerstoff explodieren kann, müssten die Akkus unter besonderen Schutzbedingungen zerlegt werden. Anschließend könnten die einzelnen Bestandteile wiederverwertet werden.

Neodym

Das nur in Form chemischer Verbindungen vorkommenden Lanthanoid Neodym (Nd) zählt zu den Seltenen Erden (s. o.). Aus Neodym-Verbindungen werden Magnete hergestellt, die in Lautsprechern (und Kopfhörern) eingebaut sind.

Hauptförderland: China. Weitere Lagerstätten in Australien sollen in Zukunft erschlossen werden.

Grundsätzlich ist ein Recycling möglich. Hierzu müssen zunächst die Magnete manuell ausgebaut und separiert werden. Da das jedoch momentan im Vergleich zu den Rohstoffpreisen nicht wirtschaftlich ist, steht die Nachhaltigkeit von Smartphones in diesem Fall hinter den wirtschaftlichen Interessen zurück.

Wolfram

Das Schwermetall Wolfram (W) zählt zu den Übergangsmetallen, hat eine sehr hohe Dichte, ist korrosionsbeständig und leitfähig. Es wird bei Smartphones zum Auslösen von Vibrationen (Alarm) genutzt.

Hauptförderland: China, zu wesentlich geringeren Teilen auch Russland und Bolivien.
Gewinnung: Bergbau
Verfügbarkeit: ca. 3,2 Millionen Tonnen weltweit (Stand: 2017).

Arbeitsbedingungen: Vor allem in China und Bolivien sind die Arbeitsbedingungen relativ schlecht und der Kontakt mit Wolfram kann zu Gesundheitsschäden führen.

Ca. 30 – 40 Prozent des verwendeten Wolframs bassieren auf Recycling › Deutsche Rohstoffagentur, wobei ca. 10 Prozent aus Produktionsabfällen stammen. Die übrigen Anteile werden mittels unterschiedlicher Verfahren aus Altschrott und Altprodukten zurückgewonnen. Im Sinne der Nachhaltigkeit von Smartphones sollte der Prozentsatz an recyceltem Wolfram jedoch noch wesentlich ansteigen.

Nachhaltigkeit von Smartphones - Rohstoffe
Nachhaltigkeit von Smartphones – Rohstoffgewinnung (Tabelle: eb)

(Quelle der Angaben zur Chemie der Rohstoffe: › CHEMIE.DE)

Verpackungsmaterialien

Da auch in der mehr oder weniger aufwendigen Verpackung der Geräte einige, z. T. problematische Rohstoffe stecken, ist ein Umdenken im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Smartphones auch hier notwendig. Abgesehen von Papier und Pappe kommen Kunststoff, Folien und Styropor zum Einsatz. Zum Schutz vor Feuchtigkeit ist den Verpackungen Silicagel beigefügt.

Kunststoff

Die Folien bestehen meistens aus Polyolefinen wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Jedoch werden auch Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol (PS; Styropor), Polycarbonat (PC) oder Polyester zur Herstellung verwendet. Rohstoff für alle diese Produkte sowie auch für die Farben ist Erdöl. Einerseits sind die Erdölreserven begrenzt. Andererseits wird die Förderung in z. T. schwer zugänglichen Gebieten immer komplexer und teuerer. Hinzu kommen die langen Transportwege in speziellen Tankern, Pipelines über Land oder untermeerisch sowie per Bahn und Tanklastwagen.

Ökologisch gesehen ist › Erdöl von der Förderung bis zur Entsorgung der Endprodukte sehr problematisch. Für die Förderung werden Wälder abgeholzt und im Umfeld der Förderanlagen sind Böden und Wasser verseucht. Auch durch Unfälle wie Lecks an den Förderanlagen und Pipelines sowie Havarien von Tankern gelangen pro Jahr ca. 100 000 Tonnen des schwer abbaubaren Rohstoffs in Flüsse und Meere. Des Weiteren tragen Erdöl bzw. dessen Produkte nicht unmaßgeblich zur Klimaerwärmung bei.

Von den weltweit hergestellten rund 380 Millionen Tonnen Kunststoff gelangt der überwiegende Teil irgendwann in die Müllverbrennung oder auf Deponien. Obwohl Kunststoffe gut wiederverwertbar sind, liegt die › Recycling-Rate Produkten aus Erdöl bei nur 9 %.

Kunststofffolien finden sowohl als Schutz der Verpackung selbst als auch zur Verhinderung von Kratzern auf dem Display und Gehäuse der Geräte Verwendung. Außerdem wird zur Polsterung immer noch Styropor oder Luftpolsterfolie eingesetzt. Einige Hersteller bemühen sich zwar den Plastikanteil der Verpackung zu verringern und verwenden zunehmend häufiger Polstermaterialien aus Altpapier. Mangels eines geeigneten Ersatzprodukts werden zumindest die Schutzfolien aber wohl in absehbarer Zeit nicht völlig verschwinden. Infolgedessen kannst vor allem du selbst zur Nachhaltigkeit von Smartphones beitragen, indem du die Kunststoffbestandteile sauber getrennt dem Recycling zuführst.

Papier und Pappe

Verglichen mit den Kunststoffen ist Papier und Pappe umweltfreundlicher, sofern es sich um 100 % Recyclingpapier handelt. Bei der Aufbereitung von Altpapier liegt die Einsparung von Wasser bei 70 % und die von Energie bei 60 % im Vergleich zur Papierherstellung aus Holzfasern. Hierbei haben neben dem enormen Holz-, Wasser- und Energieverbrauch vor allem die bei der Herstellung eingesetzten Chemikalien negative Auswirkung auf die Umwelt. Häufig gelangen die Abwässer immer noch unbehandelt in die Gewässer. Auch das Prädikat „chlorfrei gebleicht“ verbessert die Ökobilanz kaum.

Obwohl Recyclingpapier inzwischen eine sehr hohe Qualität hat, gehen seine Anteile am Gesamtverbrauch zurück. Und dass, trotz einer seit 1969 um 540 % gestiegenen › Nachfrage nach Verpackungsmaterial wie Papier. Einerseits ist es positiv zu sehen, wenn Papier und Pappe Kunststoffverpackungen ersetzen. Andererseits müsste der Anteil von Recyclingpapier, das sich gerade für Verpackungsmaterialien sehr gut eignet, eigentlich ebenfalls ansteigen.

Eine Ursache dafür, dass dem nicht so ist, könnten die Erwartungen der Endkunden sein. Recyclingpapier haftet immer noch der Makel „grau und rau“ an, auch wenn das schon lange nicht mehr zutrifft. Trotzdem soll bei einem teuren Smartphone eben auch die Verpackung edel sein und hohe Qualität suggerieren. Diesem Wunsch kommen viele Hersteller nach. Eigentlich dient die Verpackung jedoch nur dem Schutz des Geräts und Hochglanzpapiere / -kartonagen erfüllen diesen Zweck nicht besser als Recyclingpapier und -pappe. Um etwas zur Nachhaltigkeit von Smartphones beizutragen, müsste folglich auch ein Umdenken bei den Endkunden stattfinden.

Silicagel

Silicagel oder Kieselgel besteht aus Siliziumdioxid und liegt den Geräten in kleinen luftdurchlässigen Beutelchen bei. Da es sehr wasseranziehend wirkt, verhindert es Feuchtigkeitsschäden an den Geräten während des Transports. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht bekannt, jedoch sollte es nicht über das Abwasser entsorgt werden.

Produktion und Transport

Vom Rohstoff bis zur Entsorgung legen Smartphones weite Wege zurück und umrunden i. d. R. mindestens ein Mal die Erde. Am Anfang steht der Transport der Rohstoffe aus den Abbaugebieten zu den Verarbeitungsbetrieben, die sich meistens nicht in den Herkunftsländern der Rohstoffe befinden. Die aufbereiteten Rohstoffe werden dann zur Produktion einzelner Komponenten überwiegend in südostasiatische Länder weiterbefördert. Anschließend erfolgt der Transport dieser Komponenten zu den Fabriken in wiederum anderen Ländern, wo die Endgeräte zusammengebaut werden.

Nur einer der Smartphone-Entwickler/Hersteller außerhalb Chinas lässt die Geräte im Land seines Firmensitzes produzieren (Firmensitz – Produktion; Quelle: › ITIGIC):

  • Alcatel: Frankreich – China
  • Fairphone: Niederlande – Niederlande
  • Nokia: Finnland/Taiwan(?) – Vietnam, China
  • Google: USA – Vietnam (China)
  • iPhone: USA – China, Indien
  • Motorola: USA – Indien
  • Huawei: China – China
  • LG: Produktion eingestellt
  • OPPO: China – China
  • Samsung: Südkorea – Vietnam, Indien, Brasilien, Indonesien und Südkorea
  • Sony: Japan – mehrere asiatische Länder
  • TCL: China – China
  • Vivo: China – China
  • Xiaomi: China – China, Indien

Von den Produktionsstätten, die sich fast ausschließlich in asiatischen Ländern befinden, gelangen die Geräte, z. T. über weltweit verteilte Auslieferungslager per Flugzeug oder Schiff u. a. nach Europa und von dort zu den Händlern oder direkt zum Endkunden. Nachdem das Smartphone seinen Dienst getan hat bzw. einem „aktuelleren“ weichen muss, tritt es als kleiner Teil des Elektronikschrotts seine letzte Reise per Schiff nach China, Indien, Nigeria oder Ghana an.

Für die Nachhaltigkeit von Smartphones sind die langen Transportwege von Nachteil. Einerseits benötigen heute noch (fast) alle Transportmittel aus Erdöl hergestellte Treibstoffe, die auch in Gewässer und Böden gelangen können. Andererseits entstehen bei deren Verbrennung wiederum Schadstoffe, die maßgeblich zum Klimawandel beitragen. Ein erster Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit von Smartphones wäre die Umstellung auf alternative Treibstoffe. Um die Transporte zu verringern, sollten auch Recycling-Anlagen z. B. in Europa gebaut werden. Nur so ist eine Verbesserung der Nachhaltigkeit von Smartphones in diesen Bereichen möglich.

Arbeitsbedingungen und Umweltfolgen

Die Verlagerung bzw. Konzentration der Produktion sowohl einzelner Komponenten als auch der Endgeräte nach Asien hat, wie auch bei anderen Produkten, in erster Linie finanzielle Gründe. So sind die Lohnkosten in China, Indien und Südostasien erheblich niedriger als in Europa oder den USA. Außerdem arbeiten die Menschen in vielen Fabriken ohne angemessenen Schutz mit giftigen Chemikalien, haben größtenteils keine Arbeitsverträge und somit keine Rechte und müssen Überstunden machen, um überhaupt von ihrer Arbeit leben zu können.

Da auch die Zerlegung des Elektroschrotts bisher überwiegend ohne geeignete Schutzmaßnahmen für Umwelt und Arbeiter erfolgt, hilft das Recycling in seiner jetzigen Form zwar bei der Einsparung von Rohstoffen, trägt jedoch weniger zu einer Verbesserung der Gesamt-Ökobilanz bei.

Deshalb ist es dringend notwendig, die Produktions-/Verarbeitungsbetriebe dazu zu verpflichten, menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt rund um die Produktions-/Verarbeitungsstätten zu ergreifen.

Teil 2 – Lebensdauer und Recycling

Nachhaltigkeit von Smartphones | Teil 2

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