EU-Alternativen – gibt es einen gleichwertigen Ersatz für Passwort-Manager, Clouds, E-Mail-Dienste und Clients, Office-Programme, Notiz-Apps und Projektplaner?
von Ellena -
Spätestens nach dem Inkrafttreten der EU-DSGVO geriet die Datenübertragung in Nicht-EU-Länder und insbesondere in die USA in den Fokus. Eigentlich ist der Datentransfer in die USA nicht mehr erlaubt und in den letzten Jahren gab es etliche Ansätze, das Problem zu lösen. Jedoch waren diese Übereinkommen nie von Dauer. Warum also nicht den rechtlich sichereren Weg einschlagen und deutsche oder EU-Alternativen nutzen?
Anbieter von EU-Alternativen und somit auch solche aus Deutschland müssen sich an die Vorgaben der EU-DSGVO halten, solche mit Sitz außerhalb der EU sollten dies ebenfalls tun. Allerdings unterliegen diese in erster Linie der Gesetzgebung des eigenen Landes. Solange es keine einheitlichen Datenschutzgesetze gibt, wird sich der Datentransfer in Nicht-EU-Länder auch in Zukunft in einer Grauzone bewegen.Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob sich ein Staat und dessen Bürger hinsichtlich der Datenverarbeitung und -speicherung komplett von wenigen, insbesondere US-Diensten abhängig machen sollten. Gerade im Hinblick auf die sich ständig verändernde politische Lage wohl eher nicht.
EU-Alternativen statt Software aus Drittländern
In den meisten Anwendungsbereichen gibt es inzwischen Anbieter aus Deutschland und der EU. EU-Alternativen sind im Gegensatz zu Diensten aus Drittländern nicht nur DSGVO-konform, sondern sammeln oft auch deutlich weniger Daten. Allerdings sind leider einige EU-Alternativen, obwohl die Anbieter ihren Sitz in Deutschland, einem EU-Staat oder der Schweiz haben, nicht hundertprozentig unabhängig. So nutzen (auch) sie die Dienste von US-Unternehmen wie › Cloudflare, Amazon Web Services (AWS) oder in Einzelfällen auch von Google oder Microsoft.
Dass EU-Alternativen hinsichtlich ihrer Funktionalität und Anwenderfreundlichkeit schlechter als die bekannten US-Dienste sind, ist immer noch ein weit verbreitetes Vorurteil. Dieses beruht in der Regel eher auf der Bequemlichkeit bei der Verwendung der „eh da“ Software und der Scheu vor einer Umstellung, als auf echten Erfahrungen mit EU-Alternativen.
Im Folgenden sind als erstes jeweils einige populäre Anwendungen aus Nicht-EU-Ländern genannt. Diese dienen nur als Beispiel und deren Nennung soll keine Bewertung bezüglich ihrer Qualität darstellen. Darunter folgen einige EU-Alternativen, die auch für private Zwecke geeignet sind, ebenfalls ohne Bewertung. Für alle in diesem Beitrag genannten Anwendungen gilt: Preisangaben – Stand Mai 2025, meistens ohne MWST; Quelle der Angaben zur Datenerfassung – App Store, spezielle Angaben zur Sicherheit bei Passwort-Managern – DECODEIT.
Passwort-Manager
Wer sich im Internet bewegt und Online-Dienste nutzt, muss sich bei den meisten Anbietern einloggen. dafür benötigst du einen Nutzernamen oder eine E-Mail-Adresse sowie ein möglichst sicheres Passwort. Da du niemals dieselben Daten für unterschiedliche Dienste Dienste verwenden solltest, sammeln sich mit der Zeit recht viele Zugangsdaten an. Kaum jemand wird sich diese alle merken können, insbesondere nicht solche, die du nicht regelmäßig benötigst.
Das Notieren dieser Daten auf Zetteln oder in Notizbüchern ist leider immer noch recht verbreitet. Jedoch ist diese Methode absolut nicht zu empfehlen, genauso wenig, wie die Speicherung in Notiz-Apps auf dem Gerät. Um Passwörter wirklich sicher und für Unbefugte zumindest schwer zugänglich aufzubewahren und trotzdem selbst auf allen Geräten Zugriff darauf zu haben, heißt die einzige Lösung: Verwende einen Passwort-Manager beziehungsweise Password-Safe.
Doch auch hier gibt es einerseits sehr beliebte Anbieter aus nicht EU-Ländern, manche jedoch mit Defiziten bei der Sicherheit. Andererseits sind die EU-Alternativen nicht schlechter und mindestens genauso sicher und komfortabel. Passkeys werden leider bei beiden Gruppen noch nicht von allen Managern unterstützt.
Passwort-Manager der Systemanbieter
Obwohl diese bereits mit dem Gerät mitgeliefert werden, sind sie zwar praktisch, aber – systemabhängig – nicht immer die beste Wahl. Außerdem wird es schwierig, wenn beispielsweise dein PC ein anderes System verwendet als dein Smartphone und somit keine automatische Synchronisation der Daten stattfindet.
Apple Passwords
Anbieter
Apple Inc., One Apple Parkway, Cupertino, CA 95014, USA
EU
Apple Distribution International Limited, Hollyhill Industrial Estate, Hollyhill, Cork, Irland
Am beliebtesten sind nach wie vor US-Clouds, die zunächst den Anschein erwecken, kostenlos zu sein. Jedoch ist der Speicherplatz dann sehr begrenzt und für die Erweiterung fallen bei allen Unternehmen zusätzliche Gebühren in Form eines Abonnements an.
Clouds der System-Anbieter
Sie dienen einerseits der automatischen Synchronisationen von Programmen und deren Inhalten zwischen deinen Geräten. Andererseits steht dir dort auch Speicherplatz für deine eigenen Dateien wie Fotos oder Dokumente zur Verfügung.
iCloud / Drive
Anbieter
Apple Inc., One Apple Parkway, Cupertino, CA 95014, USA
EU
Apple Distribution International Limited, Hollyhill Industrial Estate, Hollyhill, Cork, Irland
5 GB kostenlos; Plus 50 GB 0,99 Euro, 200 GB 2,99 Euro, 2 TB 9,99 Euro, 6 TB 29,99 Euro oder 12 TB 59,99 Euro jeweils pro Monat und für bis zu 6 Personen
5 GB kostenlos, Basic 100 GB – 2,00 Euro und Single 1 TB – 10,00 Euro für 1 Person oder Family bis 6 TB – 13,00 Euro für bis zu 6 Personen, jeweils pro Monat
Inzwischen gibt es so viele Cloud-Anbieter aus Deutschland und EU-Alternativen, dass eigentlich niemand mehr seine Daten auf Servern von US- oder Nicht-EU-Unternehmen speichern muss. In meinem Beitrag über Cloud-Services (Link am Ende dieses Beitrags) findest du Informationen zu vielen deutschen, europäischen und internationalen Anbietern. Deshalb hier nur zwei Beispiele für sichere EU-Alternativen mit gutem Datenschutz:
luckycloud aus Deutschland
Anbieter
luckycloud GmbH, Solmsstraße 26, 10961 Berlin, Deutschland
Speicherung
Deutschland (eigene Server)
Anwendungen
› luckycloud im Web, Android, iOS, macOS, Windows, Linux
5 GB kostenlos, Plus 200 GB 4,99 Euro, Unlimited 500 GB 12,99 Euro, Duo 1 TB 19,99 Euro, Family 3 TB 29,99 Euro für bis zu 6 Personen oder Professional 1 TB pro Benutzer 9,99 Euro; jeweils pro Monat
Clouds – Beispiel Proton Drive aus der Schweiz (Screenshots: Proton / eb)
E-Mail-Dienste und Clients
Hinsichtlich der Verwendung von EU-Alternativen ist das Bild zweigespalten. Einerseits besteht wie bei den Office-Programmen und Clouds das „eh da“ Problem, da die drei etablierten System-Anbieter kostenlose E-Mail-Programme zur Verfügung stellen. Im Zuge der Anmeldung im System von Apple, Microsoft oder Google musst du in der Regel ein E-Mail-Konto des jeweiligen Anbieters erstellen. Anschließend nutzen viele dieses Konto und den entsprechenden System-Client auch für ihren gesamten E-Mail-Verkehr. Der Datenschutz und die Übermittlung von Daten insbesondere in die USA entspricht den zuvor, zum Beispiel unter Programme von Apple, Microsoft und Google gemachten Angaben.
Andererseits gibt es erfreulicherweise doch immer mehr Menschen, die zumindest für ihre privaten E-Mails ein zusätzliches Konto bei einem deutschen Anbieter eröffnen, wenn auch oft nur ein kostenloses. Detaillierte Informationen und Bewertungen der Dienste findest du in meinem Beitrag Deutsche E-Mail Dienste | Welche sind die drei besten?
Mail-Client-Anbieter außerhalb Europas
Wie bereits angedeutet ist die Verwendung der System-Clients zwar die bequemste, aber nicht unbedingt die beste Lösung. Falls du mehrere E-Mail-Konten auch anderer Anbieter verwendest, kommst du jedoch um einen Mail-Client kaum herum. Die externen E-Mail-Dienste bieten zwar einen Webmailer oder eigene Apps an, aber meistens kannst du dort nur die E-Mails des betreffenden Providers verwalten.
Thunderbird – Open Source
Anbieter
Mozilla, 149 New Montgomery Street, 4th Floor, San Francisco, CA 94105, USA
Anwendungen
Android, iOS, macOS, Windows
Speicherung
Server deiner E-Mail-Dienste; Thunderbird: AWS-Server
Die Möglichkeiten eines Umstiegs auf EU-Alternativen sind bei den Mail-Clients sehr gegrenzt. Genau genommen gibt es derzeit nur einen bekannten Anbieter aus Tschechien, aus Deutschland gar keinen.
EM Client Aus Tschechien
Anbieter
eM Client, Thámova 18, Prag 8, 186 00, Tschechische Republik
Anwendungen
Android, iOS, macOS, Windows
Speicherung
Server deiner E-Mail-Dienste; eM Client: eigene Server
Das für die Nutzung von Cloud-Diensten gesagte trifft in noch stärkerem Maße für Office-Programme zu. Die meisten privaten Nutzer interessieren sich nicht für EU-Alternativen, sondern verwenden die bereits vorinstallierten Programme ihres Systems oder Produkte von Google. Auch diese kommen aus den USA und nicht alle sind kostenlos.
Programme von Apple, Microsoft und Google
An dieser Stelle beschränke ich mich auf die Standard-Programme zur Text- und Tabellen-Erstellung, für Präsentationen sowie Notizen. Auf Apple Geräten sind die einzelnen Apps vorinstalliert. Bei Microsoft sind die entsprechenden Anwendungen im Office-Paket Microsoft 365 enthalten und bei Google im Workspace. Die unten gemachten Angaben zur Datenerfassung beziehen sich jeweils auf die Textverarbeitungsprogramme.
Pages, Numbers, Keynote, Notizen
Anbieter
Apple Inc., One Apple Parkway, Cupertino, CA 95014, USA
EU
Apple Distribution International Limited, Hollyhill Industrial Estate, Hollyhill, Cork, Irland
Anwendungen
macOS, iOS und in der iCloud; Datei-Formate Microsoft-kompatibel umwandelbar
Single für 1 Person 10,00 Euro pro Monat oder 99,99 Euro pro Jahr; Family für bis zu 6 Personen 13,00 Euro pro Monat oder 129,00 Euro pro Jahr; jeweils für bis zu 5 Geräte
Das Angebot an EU-Alternativen ist begrenzt. Wahrscheinlich ist das auf den „eh-da-Effekt“ der Programme des jeweiligen Betriebssystems und somit dem begrenzten Interesse an anderen Lösungen zurückzuführen. Dennoch gibt es sie.
Libre Office
Anbieter
The Document Foundation, Winterfeldtstraße 52, 10781 Berlin, Deutschland
Anwendungen
Android und iOS (Dokumentenbetrachter), macOS, Windows, Linux – › odf-Format
Einerseits bieten auch einige Cloud-Service wie die bereits oben genannten Unternehmen « luckycloud aus Deutschland und « Proton aus der Schweiz Office für die Online-Bearbeitung von Dokumenten an. Andererseits sollte in diesem Zusammenhang Nextcloud nicht unerwähnt bleiben.
Office bei luckycloud (Screenshot: luckycloud / eb)
Office bei Proton (Screenshot: Proton / eb)
NEXTCLOUD
Anbieter
Nextcloud GmbH, Hauptmannsreute 44a, 70192 Stuttgart, Deutschland
In einigen der oben genannten Pakete sind auch Anwendungen für Notizen sowie Projektplanung enthalten und sie ermöglichen eine Zusammenarbeit im Team. Trotzdem sollen hier noch vier spezielle EU-Alternativen vorgestellt werden:
Nuclino Notizen aus Deutschland
Anbieter
Nuclino GmbH, Nördliche Münchner Straße 47, 82031 Grünwald, Deutschland
50 Items und 2GB Speicher – kostenlos; Starter 10 GB Speicher – 6,00 Euro pro Monat beides pro Benutzer; Business 20 GB Speicher – 10,00 Euro pro Monat, beides pro Benutzer
100 MB Netzwerk-Speicher (lokal unbegrenzt), 3 Share-Spaces, 3 Nutzer pro Space, 10 MB für Web-Veröffentlichungen – kostenlos;
Builder
Builder 128 GB Netzwerk-Speicher (lokal unbegrenzt), 3 Share-Spaces, 10 Nutzer pro Space, 100 MB für Web-Veröffentlichungen, personalisierte Domain – 99,00 US-Dollar pro Jahr;
Co Creator 256 GB Netzwerk-Speicher (lokal unbegrenzt), 3 Share-Spaces, 10 Nutzer pro Space, 100 MB für Web-Veröffentlichungen, personalisierte Domain – 299,00 US-Dollar pro 3 Jahre
100 Workspaces, 100 Listen, 500 Items, Wiederkehrende Aufgaben, 1.000 Kommentare pro Zugang, 6 GB Speicher, u. a. m. – 8,00 Euro pro Monat und Zugang
Business
500 Workspaces, 1000 Listen, 150.000 Items, Wiederkehrende Aufgaben, 10.000 Kommentare pro Zugang, 50 GB Speicher, u. a. m. – 21,00 Euro pro Monat und Zugang