Schnelles Internet für alle
Auch für die Datenübertragung z. B. der Telekom werden / wurden zunächst die bestehenden, von der Deutschen Post übernommenen, Telefonnetze genutzt. Die damals verlegten Kupferkabel haben jedoch einige Nachteile:
- elektromagnetische Störungen
- Signal-Überlagerungen
- niedrige Übertragungsgeschwindigkeiten
So kann über Kupferkabel i. d. R. nur eine maximale Übertragungsrate von 50 MBit/s erreicht werden. Je länger die Entfernung zum nächstgelegenen Verteiler ist, desto langsamer ist des „Netz“ beim Endnutzer.
Mit modernen Glasfaserkabeln sind im Telekom-Netz momentan jedoch schon Geschwindigkeiten von bis 250 MBit/s möglich.
Ausbau des Glasfasernetzes
Zunächst scheint es relativ einfach zu sein, ein schnelles Internet für alle zu realisieren. Die Telekom müsste nur die alten Kupferkabel durch Glasfaserkabel ersetzen. Somit wäre die Verfügbarkeit nur eine Frage der Zeit (und des Geldes).
Strenggenommen handelt es sich jedoch um zwei Netze. Einerseits die Leitungen, die von der Vermittlungszentrale zum Verteiler führen. Andererseits die Kabel, die den Verteiler mit den einzelnen Hausanschlüssen verbinden bzw. innerhalb von Häusern verlegt sind. Die Telekom vertritt die Auffassung, dass auch letztere ihr gehören. Konkurrenten wie Vodafone sehen sie jedoch als Bestandteil des Grundstücks an. Dementsprechend wären die jeweiligen Hausbesitzer auch Eigentümer der Leitungen. Nach Meinung der Bundesnetzagentur gehört die Verkabelung laut Telekommunikationsgesetz zum Teilnehmeranschluss.
Daraus folgt, dass dessen Eigentümer der Betreiber des Telekommunikationsnetzes sei. Also entscheide dieser auch über die Nutzung der Leitungen und nicht der Haus- / Grundstückseigentümer. Auch wenn somit die Telekom der Eigentümer aller Kabel ist, bedeutet das nicht, das alle Leitungen gleich behandelt werden. Das wäre aber die Voraussetzung für ein schnelles Internet für alle.
Stephan Albers, Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko), sagt dazu:
Anstatt zukunftssicherer Glasfaser bis in die Gebäude einen klaren Vorrang einzuräumen, wird vielmehr der Telekom ein Bestands- und Vertrauensschutz auf ihre längst abgeschriebene Kupfer-Infrastruktur gewährt. Die Telekom erhalte damit ein „Quasi-Monopol“ über die Gebäudeverkabelung. Dies sei das falsche Signal vor allem vor dem Hintergrund der neuen Breitbandziele der Bundesregierung, die Deutschland bis 2025 flächendeckend mit Gigabit-Geschwindigkeit versorgt sehen will.
Quelle: WELT
Schnelles Internet durch Vectoring
So vermeldet die Telekom monatlich neue Erfolge beim Glasfaser-Ausbau, verschweigt jedoch, dass es sich dabei nur um die Kabel bis zum Verteiler handelt. Hinter dem Verteiler bleibt aber alles beim Alten. Es sei denn, die Haus- / Grundstückseigentümer wären bereit, für einen Austausch der vom Verteiler abgehenden Leitungen selbst zu zahlen. Allein aufgrund der Höhe der Kosten ist deshalb die Anbindung jeder einzelnen Wohnung mit Glasfaserkabel in absehbarer Zeit nicht zu verwirklichen. Schnelles Internet für alle ist folglich bisher nur ein Traum.
Als Ausweg aus dem Dilemma propagiert die Telekom das Vectoring. Diese Technologie soll die Störungen bei Kupferkabeln vermindern bzw. ausgleichen. Anschließend wären höhere Geschwindigkeiten (bis zu 100 MBit/s) möglich.
Hierzu installiert die Telekom in den Verteilerkästen Vetoring-Geräte, die Störsignale ausschalten sollen. Allerdings kann an einem Verteiler nur ein Vectoring-Gerät mit einer begrenzten Anzahl an Ports eingesetzt werden. Je nach Größe des durch einen Verteiler versorgten Gebiets, ist es somit kaum möglich, schnelles Internet für alle zu garantieren.
Auswirkungen auf die Konkurrenz
Da die Telekom im Gegensatz zur früheren Deutschen Post kein Netz-Monopol mehr hat, gibt es weitere Unternehmen, die ebenfalls schnelles Internet für alle anbieten (wollen). Hierfür haben z. B. Vodafone (und bis 2019 Unitymedia, das heute zu Vodafone gehört) eigene Glasfaserkabel bis zu den Hausanschlüssen verlegt.
Jedoch kommt es an diesen, sich meistens im Keller befindlichen Übergabepunkten zu neuen Störungen. Denn von dort führen (alte) Kupferkabel in die Wohnungen. Wenn neben der Telekom auch noch andere Anbieter Zugang zu diesen Kabeln haben, stören sich die Signale gegenseitig. Und diese Frequenzüberschneidungen können zu Verbindungsabbrüchen führen, was wiederum das Ziel, ein schnelles Internet für alle anzubieten, ausbremst.
Drosselung
Als Eigentümerin der Kabel sieht die Telekom zwei Lösungsmöglichkeiten. Einerseits das Abschalten der (anderen) Glasfaser-Anschlüsse. Andererseits die Aufforderung, die Konkurrenten sollten Frequenzen für das Vectoring freimachen. Daraufhin wäre die Leistung der Konkurrenz-Leitungen auf max. 600 MBit/s begrenzt.
Noch wäre diese Drosselung das kleinere Übel, da die Leitungen noch nutzbar wären und die meisten Kunden sowieso wesentlich geringere Geschwindigkeiten buchen. Aber im Hinblick auf zukünftige Geschwindigkeiten im Giga-Bit-Bereich würde das die Konkurrenten quasi vom Markt verdrängen.
Schnelles Internet für alle – kurzer Erfahrungsbericht
Wie ich selbst erlebt habe, ist für „schnelles Internet für alle“ zumindest viel Geduld nötig. Zwar ist der für mich zuständige Verteiler schon seit langem an das Glasfasernetz angeschlossen. Dennoch sah sich die Telekom außerstande 4 Gebäuden (u. a. auch meinem) mitten in dessen Versorgungsbereich mehr als 50 MBit/s anzubieten.
Nachdem ich die Telekom hartnäckig auf dieses Problem hingewiesen habe (und als Unternehmerin habe ich sicherlich mehr Möglichkeiten Gehör zu finden, als dies i. d. R. bei Privatkunden der Fall ist), wurde erst nach zwei Jahren angeblich ein (1!) Port frei. Natürlich habe ich sofort zugegriffen, denn schließlich bin ich nicht zuletzt als Webdesignerin auf schnelles Internet angewiesen.
Kurz nachdem mein Internet schneller geworden war, startete die Telekom ihre Werbekampagne für 250 MBit/s. Wenn ich von der oben beschriebenen „Wartezeit“ von zwei Jahren für 50 MBit/s mehr ausgehe, dürfte also eine Beschleunigung von jetzt 100 MBit/s auf 250 MBit/s ca. 6 Jahre dauern – eine schöne Aussicht. Zumindest hat sich seit der offiziellen Ankündigung 2020 bis Anfang 2024 diesbezüglich bei meinem Anschluss (natürlich) noch nichts bewegt, aber es sind ja seitdem auch erst drei Jahre vergangen …
Alternative 5G
An Standorten, an denen ein Ausbau des Glasfasernetzes nur schleppend oder gar nicht vorankommt, wird seit Einführung des 5G Netzes dieses immer häufiger als Alternativlösung genannt. Da das „mobile“ Netz im Vergleich zu WLAN / DSL vielerorts nicht allzu stabil ist, bezweifle ich momentan noch, ob es für eine Dauernutzung für die Arbeit am PC mit intensivem Datentransfer oder in einer Cloud wirklich schon geeignet ist. Auch die Größe des benötigten Datenvolumens, die Abschirmung innerhalb von Gebäuden sowie die Tatsache, dass noch nicht alle Geräte 5G-fähig sind, dürften ein Hindernis darstellen.
Hybrid 5G
Ab 1. Februar 2923 steht eine weitere Alternative für ein schnelles Internet für alle zur Verfügung. Die Telekom bündelt das Festnetz und den Mobilfunk und bietet eine 5G-Hybridlösung für zuhause an. Über das Mobilfunknetz werden so Geschwindigkeiten von bis 300 Mbit/S im Download und 50 Mbit/s im Upload erreicht. Um diese neue Technik zu Hause nutzen zu können, benötigst du einen neuen Router, den Speedport Smart 4 von der Telekom, der monatlich 7,95 Euro oder einmalig 359,99 Euro kostet. Falls du keinen Telekom-Router oder einen eines anderen Herstellers besitzt, hast du die Möglichkeit beides für 12,95 Euro/Monat zu mieten oder für einmalig 529,99 Euro zu kaufen.
Außerdem muss ein 5G-Empfänger außen am Gebäude angebracht und über ein Kabel mit dem Router verbunden werden. Sobald die Verbindung hergestellt ist, richtet sich der Router automatisch am Festnetzanschluss ein. Der Vorteil der Hybrid 5G Option ist, dass du nicht nur ein schnelleres Internet erhälst, sondern dass es auch ausfallsicherer ist. Sobald Probleme im Festnetz auftreten, erfolgt automatisch die Umstellung auf das Mobilfunknetz.
Natürlich ist dieser Service nicht kostenlos zu haben, denn du musst deinen Festnetzvertrag dahingehend ändern, dass du für ein schnelles Internet für alle Hybrid 5G hinzubuchst. Als Telekom-Kunde/in mit einer geringen DSL-Bandbreite und einem XS- oder S-Vertrag erhältst du die Option kostenlos. Inhaber anderer Tarife bezahlen aktuell zusätzlich 4,95 Euro monatlich. Falls du einen neuen MagentaZuhause Hybrid Tarif abschließen möchtest, kostet dieser für die ersten 24 Monate 34,95 Euro monatlich. Danach erhöht sich der Preis auf 39,95 Euro monatlich.
Gibt es auch einen Haken? Ja, denn bei dieser Art schnelles Internet für alle ist die Voraussetzung, dass das 5G-Netz an deinem Standort bereits entsprechend ausgebaut ist. Laut Telekom sollen jedoch auch Nutzer im LTE-Netz von dem neuen Angebot profitieren.
Fazit
Schnelles Internet für alle wird wohl auch in der näheren Zukunft ein Traum bleiben, obwohl es inzwischen einige vielversprechende Ansätze gibt. Natürlich haben die neuen Angebote auch ihren Preis und sind wie die Glasfaserkabel ebenfalls noch nicht überall nutzbar.
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