Löschen bei X (Twitter) und Facebook | Nichts ist wie es scheint

Löschen bei X (Twitter) und Facebook bedeutet nicht, dass Inhalte oder das Konto / Profil tatsächlich verschwunden sind. Ein Vertrauensbruch?

Löschen bei X (Twitter) und Facebook - eb
Grafik: eb / Logos: X (Twitter), Meta Platforms

Profile bei X (Twitter) und Facebook löschen

Die sozialen Netzwerke wie X oder Facebook bieten dir die Option an, einzelne Posts oder auch dein Profil bzw. dein Konto zu löschen. Dies trifft prinzipiell auch auf Direktnachrichten zu. Wenn du jedoch denkst, dass diese damit endgütig vom Server des Netzwerks oder aus dem Netz verschwunden wären, irrst du dich. Zwar wurde aus Twitter inzwischen X, aber bisher haben sich die für Twitter geltenden Verfahren nicht maßgeblich verändert.

Direktnachrichten bei X löschen

Wie › TechCrunch in einem Beitrag vom 15.02.2019 erklärte, hat der Sicherheitsforscher Karan Saini herausgefunden, dass Twitter gelöschte Nachrichten noch jahrelang zurückhält. Dies war auch in Tests von TechCrunch reproduzierbar. So konnten mehrere Jahre alte Direktnachrichten wiederhergestellt werden – selbst wenn sie schon lange gelöscht waren oder von inzwischen gelöschten Konten stammten. Zwar handelt es sich hierbei laut Saini nicht unbedingt um ein Sicherheitsproblem, sondern eher um ein funktionelles. Dennoch steigert es nicht das Vertrauen in Twitter, wenn gelöschte Nachrichten weiterhin gespeichert bleiben. Bei X dürfte sich diese Praxis nicht geändert haben.

Bis vor einiger Zeit war es möglich, eine Direktnachricht in deinem Profil zu löschen. Anschließend war sie sowohl bei dir als auch beim Empfänger verschwunden. Dieses Verfahren wurde inzwischen dahingehend „korrigiert“, dass du die Nachricht jetzt nur aus deinem Profil entfernst.

Wenn Sie Funktionen wie Direktnachrichten zur Kommunikation nutzen, denken Sie daran, dass Empfänger über ihre eigene Kopie Ihrer Kommunikation auf Twitter verfügen – selbst wenn Sie Ihre Kopie dieser Nachrichten aus Ihrem Account löschen – und diese duplizieren, speichern oder mit anderen teilen können.
Quelle: Twitter Datensschutzrichtlinien

Da kaum jemand die Datenschutzrichtlinien liest, ist anzunehmen, dass die Mehrheit unter Löschen das komplette Entfernen der Nachricht versteht und nicht nur das Unsichtbarmachen im eigenen Profil.

Unter › Deine Twitter-Daten kannst du übrigens alle Daten herunterladen, die Twitter gespeichert hat.

Löschen des Kontos bei X

Nicht zuletzt ausgelöst durch den Erwerb von Twitter durch Elon Musk und die von ihm veranlassten Veränderungen spielen selbst langjährige Nutzer mit dem Gedanken, den Nachrichtendienst zu verlassen. Solltest du auch dazu gehören, gehe wie folgt vor:

  1. X/Twitter im Browser öffnen
  2. in der Seitenleiste = mehr …
  3. Einstellungen und Datenschutz
  4. Dein Account
  5. Deinen Account deaktivieren

Stolperfalle beim Löschen des X-Kontos

Wenn Sie den Anweisungen hier (Managing your Account) folgen, wird Ihr Account deaktiviert und Ihre Daten werden in eine Warteschlange zur Löschung gestellt. Ist Ihr X Account deaktiviert, sind der Account, Ihr Anzeigename, Ihr Nutzername und Ihr öffentliches Profil auf X.com, in X für iOS und in X für Android nicht mehr sichtbar. Bis zu 30 Tage nach der Deaktivierung ist eine Wiederherstellung Ihres X Accounts möglich, falls er versehentlich oder fälschlich deaktiviert wurde.
Quelle: X Privacy Twitter

Einerseits spricht X hier vom Nicht-mehr-sichtbar-sein. Andererseits ist es unter Umständen akzeptabel, dass du noch einige Zeit die Möglichkeit hast, das Konto wieder herzustellen. Aber das Problem geht in diesem Fall noch über X selbst hinaus. Denn dein öffentliches Profil ist natürlich auch bei den Suchmaschinen indexiert.

Beachten Sie, dass Suchmaschinen und andere Drittanbieter möglicherweise Kopien Ihrer öffentlichen Informationen aufbewahren können, beispielsweise Ihre Profil-Daten und öffentlichen Tweets, selbst nachdem Sie die Informationen aus unseren Diensten gelöscht oder Ihren Account deaktiviert haben.
Quelle: X/Twitter

Denn die Suchmaschinen reagieren nicht immer sofort auf Änderungen, sondern aktualisieren ihren Index in selbstbestimmten Abständen. So kann es z. B. bei Google einige Wochen, Monate oder gar Jahre dauern, bis die Links verschwinden. Bestenfalls siehst du nach dem Klick auf einen alten Link die Mitteilung: Diese Seite existiert nicht!

Zwar könntest du das Entfernen des Links auch direkt bei Google beantragen, aber auch dann kann es geraume Zeit dauern, bis etwas passiert – wenn überhaupt.

Facebook – Beliebt, aber problematisch

Zweifelsohne ist die Kommunikationsplattform Facebook eine Erfolgsgeschichte, nicht nur was die Anzahl der Mitglieder betrifft. Von 1 Million Nutzern im Dezember 2004, bereits 5,5 Millionen nach nur einem Jahr und 200 Millionen nach 5 Jahren, schossen die Nutzerzahlen in atemberaubendem Tempo nach oben. So gibt es 15 Jahre nach Gründung ca. 2,27 Milliarden monatlich aktive Nutzer. Und der Marktwert des Unternehmens liegt inzwischen bei ca. 94,8 Milliarden US-Dollar.

Vor allem die erzielten Umsätze bzw. Gewinne sind gigantisch, dank Werbung. Und genau darin liegt das Geheimnis von Facebook, im positiven wie im negativen Sinne. All das ist nur durch einen recht lockeren Umgang mit dem Datenschutz möglich, denn Facebook …

  • ist eine Datenkrake, die dich immer und überall verfolgt und Google (schon fast) blass aussehen lässt,
  • nutzt hemmungslos alle Instrumente zur Auswertung von Nutzerdaten,
  • ignoriert z. B. die EU-Datenschutzbestimmungen bzw. versteckt die entsprechenden Einstellungen so gut es nur irgendwie geht,
  • verkauft personalisierte Werbung als besonderes Nutzererlebnis und
  • verspricht ständig Besserung, hält sich jedoch kaum an seine Versprechen.

Aber was willst du mehr erwarten, wenn Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, vielleicht aufgrund von Überforderung nach der Maxime handelt:

Wiederholte Strafen wegen Verstößen gegen die DSGVO

Das Problem ist nur, dass dieses Verhalten Auswirkungen auf (die Privatsphäre von) Milliarden Menschen hat. Das beweisen nicht nur eine Reihe von Datenlecks- und -pannen in den letzten Jahren, die jedoch kaum bis gar nicht zum Umdenken geführt haben. Auch die Millionenstrafen, die der EuGH in zahlreiche Verfahren wegen Verstößen gegen die EU-DSGVO verhängt hat, haben so gut wie keine Verbesserungen zur Folge gehabt.

Im Gegenteil, im Mai 2023 verhängte die irische Datenschutzaufsicht gegen Meta erneut eine hohe Strafe. Aufgrund der fehlenden Umsetzung der DSGVO, was den Schutz der Daten von Europäern vor dem Zugriff durch US-Behörden bei Facebook betrifft, muss der Mutterkonzern nun 1,2 Milliarden Euro bezahlen und innerhalb von fünf Monaten die Datenweitergabe einstellen sowie diese innerhalb von 6 Monaten zurückholen.

Insgesamt musste Meta in den letzten Jahren 2,5 Milliarden Euro Bußgeld zahlen. Ob sich jetzt endlich wirklich etwas ändert? Zweifel sind erlaubt.

Facebook sicherer nutzen

Tatsächlich kannst du nur sehr wenig dafür tun. Denn selbst wenn du für alle deine Privatsphären- und Datenschutzeinstellungen die höchstmögliche Sicherheitsstufe wählst, kann Facebook deine Daten auch über die Facebook-Website hinaus immer noch auswerten und (weiter)verarbeiten. Noch nicht einmal ein komplett privates Profil verhindert einen Zugriff.

Auch das im November 2023 für Nutzer in der EU eingeführte Bezahlsystem ändert an der Datensammelei nur wenig. Falls du dich dafür entscheidest, 9,99 Euro pro Monat (über den Browser) bzw. 12,99 Euro (über die Android-/iOS-App) zu zahlen, bist du in punkto Datenschutz keineswegs alle Probleme los. Meta wäre nicht Meta, wenn es da nicht wieder ein „Hintertürchen“ gäbe. So wirst du (wahrscheinlich) keine personalisierten Werbeanzeigen mehr erhalten, aber dein Nutzerverhalten wird auch weiterhin analysiert und verwertet werden.

Meta schreibt in einer Erklärung zum kostenpflichtigen Angebot (aus dem Englichen übersetzt):

Während das Abo läuft, werden die Nutzerinformationen nicht für Werbung genutzt.
Quelle: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Infolgedessen bliebe nur noch das Löschen des Facebook Profils. Zwar schützt das die Daten, die du in Zukunft Facebook anvertraut hättest. Aber ein Teil der bereits vorhandenen Daten wird auch nach deinem Abschied weiterhin auf den Servern von Facebook verbleiben. Was damit irgendwann einmal geschieht, weiss niemand.

Facebook-Profil löschen

  1. Facebook im Browser öffnen
  2. in der Kopfleiste = Button am rechten Rand
  3. Einstellungen und Privatsphäre
  4. Einstellungen
  5. Deine Facebook-Informationen
  6. Deaktivierung und Löschung = Ansehen

Löscht Facebook zuverlässiger als X?

Nein, denn › Facebook arbeitet in etwa nach demselben Prinzip wie X (Twitter). Unter Verwaltung deines Kontos findest du folgende Aussagen

• Das Löschen der Daten in unseren Sicherungssystemen kann bis zu 90 Tage lang dauern. In dieser Zeit kann auf deine Informationen auf Facebook nicht zugegriffen werden.
• Einige Informationen, wie der Nachrichtenverlauf, werden nicht auf deinem Konto gespeichert. Das bedeutet, dass es sein kann, dass Freunde auch nach dem Löschen deines Kontos Zugang zu Nachrichten von dir haben.
• Kopien einiger Materialien (z. B. Protokolle) können zwar in unserer Datenbank gespeichert bleiben, aber werden von persönlichen Identifizierungsmerkmalen getrennt.
Quelle: Facebook

… sowie

• Dein Profil, deine Fotos, Posts, Videos und alle anderen von dir hinzugefügten Informationen und Beiträge werden dauerhaft gelöscht. Du kannst keines der hinzugefügten Elemente wiederherstellen.
• Einige Informationen, z. B. von dir verschickte Nachrichten an Freunde, sind für diese Personen möglicherweise weiterhin sichtbar, nachdem du dein Konto gelöscht hast. Kopien von Nachrichten, die du gesendet hast, sind im Postfach deiner Freunde gespeichert.
Quelle: Facebook

Wobei ich feststellen musste, dass meine Geschäftsseite bei Facebook auch ein Dreivierteljahr nach dem Löschen zwar nicht mehr für andere sichtbar, aber immer noch vorhanden war. Auch war der Link bei Suchmaschinen nach wie vor gelistet. Etwas schneller funktionierte das Löschen des privaten Profils. Es war nach einem Monat tatsächlich aus Facebook entfernt worden. Jedoch dauerte es auch in diesem Fall geraume Zeit, bis es auch bei den Suchmaschinen verschwunden war.

Löschen bei  Twitter und Facebook - Zusammenfassung

Löschen bei X und Facebook – Zusammenfassung

Löschen bei X und Facebook ist folglich zwar nicht wirklich kompliziert, aber leider recht unzuverlässig.

Du solltest dir immer bewusst sein, was Löschen bei X und Facebook tatsächlich bedeutet:

  • Deine zuvor geteilten Posts und Bilder oder Direktnachrichten sind für dich nicht mehr sichtbar,
  • in Profilen anderer aber meistens noch enthalten.
  • Dein Konto verschwindet erst nach bis zu 90 Tagen aus den Netzwerken,
  • ist aber in den Suchmaschinen auch Monate später noch auffind- und u. U. auch aufrufbar.

Leider kann es auch vorkommen, dass Links zu deinem Konto oder zu Posts / Bildern anscheinend gar nicht oder zumindest nicht in einem überschaubaren Zeitraum entfernt werden.

NACHTRAG: Nachdem Elon Musk Twitter gekauft hatte, begann er zunächst recht zögerlich mit dem Umbau des Portals. Doch inzwischen nimmt das ganze „Form“ an und Ende Juli 2023 wurde aus dem blauen Twitter-Vögelchen ein schwarzes X. Ob sich hinsichtlich der oben gemachten Aussagen bzgl. des Löschens etwas ändert, bleibt abzuwarten. Jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass es gravierende Verbesserungen zugunsten der Nutzer geben wird.

Fazit

Wenn du nicht willst, dass deine Profile auch noch Jahre später „im Netz herum geistern“, obwohl du in den Netzwerken nicht mehr aktiv bist, überlege dir gut, ob du dich überhaupt dort anmeldest. Und wenn ja, achte darauf, was du dort postest und ob du auch in Zukunft mit „eventuellen Jugendsünden“ leben kannst.

© eb | › Externe Verlinkungen: Dieser Beitrag enthält keine Affiliate-/Partner-Links.

Auch Interessant

luckycloud - was für den deutschen Cloud-Speicher spricht

luckycloud | Was für den deutschen Cloud Speicher spricht

luckycloud bietet u.a. einen Cloud Speicher für Unternehmen und für Privatnutzer an. Bestmöglicher Datenschutz und Sicherheit haben dabei oberste Priorität.